Aachener Zeitung vom 19.02.2004
Die skandinavischen Meister innig und anrührend zu Gehör gebracht
Junge Chor überzeugte mit Werken wenig bekannter Komponisten
Aachen.
Gewissermaßen "zurück zu den Wurzeln" ging es beim Konzert des
Jungen Chores unter der Leitung seines Gründers Professor Fritz ter Wey.
Skandinavische Chormusik des 20. Jahrhunderts, gegliedert in acht Abteilungen,
stand auf dem Programm. Kenner der Chormusik wissen, dass gerade die Moderne
eine besondere Spezialität dieses viel gerühmten Ensembles, derzeit bestehend aus
24 Damen und Herren, ist - daher nämlich auch der Name "Junger" Chor.
Zugleich war das Konzert ein Entdecken von bei uns wenig oder gar nicht bekannten
Komponisten, die in ihren Heimatländern wohlbekannt und teils zu Nestoren der
dortigen Chormusik geworden sind.
Noch von der ausgehenden Romantik geprägte Werke dreier schwedischer Komponisten
(Volksliedsätze von Hugo Alfvén und David Wikander sowie geistliche Hymnen von
Otto Olsson) ließ der Chor zu Beginn erklingen, leicht und duftig vorgetragen,
innig und anrührend gestaltet und mit warm-zarter Farbgebung.
Besonders jene Kultur der dynamischen Differenzierung und der wunderbar
ausgeglichene Gesamtklang, des als dessen Resultat eine pulsierend-atmende Musik
entsteht, sind es, die diesen Chor so einzigartig machen. Sicherheit in
Intonation und Rhythmik - zumal bei den modernen Stücken - und exakte
Phrasierung sind hier schon Grundvoraussetzung.
Thomas Jennefelts "Warning to the rich", fußend auf zwei biblischen Texten und
von ungeschmälerter Aktualität, brachte, kompositorisch gesehen, einen
gewaltigen Sprung in die Moderne. Souverän bewältigte der Chor die neuen
Kompositionstechniken und erreichte eine eindringlich-eindrucksvolle
Interpretation. Nachromantisch wohltönend und beseelt waren zwei Stücke des
Norwegers Knut Nystedt. Den Höhepunkt des an sich schon exquisiten Konzerts
machten die voll lebendigsten Klanges wiedergegebenen "Drei Motetten" des Dänen
Vagn Holmboe und das 1994 geschriebene "Credo" des Finnen Einojuhani Rautavaara
- einer ob seiner Schwierigkeiten echten Herausforderung. Dass der Junge Chor
auch diese bravourös meisterte, war selbstredend.
Nach einem erwartungsgemäß begeisterten Applaus ließ Fritz ter Wey das Konzert
mit einem schwedischen Volksliedsatz ausklingen. (aku)
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Aachener Zeitung
Einzelstimmen und die Gruppen setzen Akzente
Der "junge chor aachen" glänzt in der Wenauer Klosterkirche.
Polyphone Klangkultur entwickelt sich im Chorraum zu stereophonen Harmonien.
Begeisterter Applaus der Zuhörer. "Der schöne Mond" als zauberhafte Zugabe.
Wenau.
Wenn der "Verein der Freunde von Wenau" in die ehemalige Klosterkirche
der Praemonstratenser einlädt, kann man sich jederzeit auf ein besonderes Konzerterlebnis
freuen. Der "junge chor aachen" bestätigte auch hier seinen außergewöhnlichen Rang,
mit dem er zahlreiche Preise und Auszeichnungen national und international errungen hat.
Er nennt sich so, weil der Gründer und Leiter des Ensembles, Professor Fritz ter Wey,
die A-cappella Chormusik der Moderne besonders pflegt.
Doch das große Repertoire, beginnend mit Renaissance-Madrigalen, verlangt neben der
stetigen Verjüngung des 1966 als studentischen Kammerchor entstandenen Ensembles
umfassende Chorerfahrung und musikalische Vorbildung.
Die polyphone Klangkultur der diesmal nur zehn Sängerinnen und sieben Sänger entwickelte
sich im Chorraum zu stereophonen Harmonien, in denen Einzelstimmen und Vokalgruppen mit
dem instrumentalen Gesamtton Akzente setzten. Mit leichten Einsätzen makelloser Stimmen,
fein angesetzter Dynamik und klarer Artikulation glänzte der Chor zugleich wegen seiner
solistischen Leistungen. Denn Palestrina verlangt in seiner Messe "Tu es Petrus" eine
sechs- bis zehnstimmige Aufteilung. Der Dirigent veranschaulichte dies zwischen Kyrie,
Gloria, Sanctus/Benedictus und Agnus Dei der Messe durch choreografische Umstellung der
Sängergruppen für die drei Ave-Verum-Kompositionen von Byrd, di Lasso und ihm selbst.
Wie gewünscht lauschte das Publikum diesem Programm-Zyklus ohne Applaus-Unterbrechung,
um dann um so heftiger Beifall zu spenden.
So an die Feierlichkeit gewöhnt, sparten die Zuhörer auch im zeiten Teil ihre Begeisterung
für den Schlussapplaus auf. In zwei Reihen vor dem Altarraum gestaltete der Chor die meist
vierstimmigen Sätze deutsch von Mendelssohn und Schröder, lateinisch von Ohlsson und Nystedt
in ihrem durchaus unterschiedlichem Charakter, am auffälligsten das dreiteilige
"Benedicite domino" von Holmboe, angestimmt vom Vorsänger.
Nach dem englisch gesungenen "Peace I leave with you" von Nystedt und den Blumensträußen für
die Künstler erklang als zauberhafte Zugabe "Der schöne Mond" von Schroeder, dem Lehrer des
Dirigenten und von Gisela Berretz-Schmidt, der moderierenden künstlerischen Leiterin in Wenau. (gn)
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Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) vom 27.10.2004
Wenn skandinavische Chormusik vorm Kapitalismus warnt
Elf Konzerte und neun internationale Spitzenchöre an neun verschiedenen Spielstätten
in Bochum. Das 4. internationale Chorfestival Ruhr hat es in sich. Am Montagabend stand
der Junge Chor Aachen mit skandinavischer Chormusik auf dem Programm.
In den Jahren zuvor verteilte sich das Programm des großen "a cappella"-Festivals auf
mehrere Ruhrgebietsstädte. Im vierten Jahrgang werden nun ausschließlich Bochumer Säle
bespielt und dabei wird so manche Entdeckung gemacht. So ist der Vortragssaal im
Bergbaumuseum bei Konzertgängern bislang wenig bekannt.
Um so eindrücklicher gestaltete sich in diesem ansehnlichen Raum das Konzert mit dem
Jungen Chor Aachen unter Leitung von Fritz ter Wey. Das Programm mit Chorsätzen von
Hugo Alfvén, Otto Olsson oder Vagn Holmboe brachte Werke bedeutender skandinavischer
Komponisten zu Gehör, die bei uns wiederum seltener zu hören sind.
Im Blickpunkt stand die Musik des 20. Jahrhunderts. Darauf ist der Aachener Kammerchor
seit seiner Gründung im Jahre 1966 spezialisiert - daher der Name "Junger Chor".
Zahlreiche Preise und Auszeichnungen hat das Ensemble mit seinem Gründer und musikalischem
Leiter Fritz ter Wey seitdem ersungen. Das wundert nicht. Denn der Chor besticht durch
einen sehr homogenen Klang. Klar, weich und biegsam sind die einzelnen Stimmgruppen präsent,
im Zusammenklang stets ausgewogen. In den Chorsätzen "Varen" und "I himmelen" von
Edward Grieg ergab sich fast ein instrumentaler Klang. Das skandinavische Programm reichte
von volksmusikalisch inspirierten Werken von Alfven oder David Wikander über kirchenmusikalische
Sätze von Olsson, Holmboe und Nystedt bis zu einer eindrucksvoll musikalischen
Kapitalismuskritik "Warning to the rich" von Thomas Jennefelt aus dem Jahr 1977. [ang]
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Rheinische Nachrichten vom 27.10.2004
Großartige Gratwanderung der Chormusik
Skandinavisches vom Jungen Chor Aachen
von Oliver Daschkey
MITTE - Hans Jaskulsky sollte Recht behalten. Der künstlerische Leiter und Organisator
des "Internationalen Chorfestivals Ruhr", das am Montag im Vortragsraum des Bergbaumuseums
fortgesetzt wurde, kündigte einen Chor an, bei dem das Sujet "Skandinavische Chormusik in
allerbesten Händen" sei. In der Tat handelt es sich beim "Jungen Chor Aachen" um ein
Spitzenensemble, das unter seinem Leiter Fritz ter Wey eine aufregende Entdeckungsreise
inszenierte.
Klassische Musik aus Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland wird zur Zeit in Deutschland
neu entdeckt. Vorbei die Tage, an denen man bei Skandinavischer Musik nur an Grieg oder Sibelius,
vielleicht noch an Carl Nielsen oder Franz Berwald dachte. Sicherlich, Grieg, der Übervater
der nordischen Klassik, war auch auf dem Programm der "Jungen Chores" zu finden. Dessen
Lieder "Til Varen" und "I Himmelen" statteten die Sängerinnen und Sänger mit Geradlinigkeit
aus. So sorgten sie dafür, den spätromantischen Gesamtklang nicht zu verklären.
Von der einfachen Volkstümlichkeit bei Hugo Alfvén über das durchkomponierte Kunstlied
David Wikanders bis hin zum dramatisch verlaufenden, gemäßigt modernen Klangkonstrukt eines
Thomas Jennefelt - die Aachener präsentierten ihrem Publikum das, was die Musik Skandinaviens
so interessant macht. Die Verquickung von Tradition und Moderne, die gleichmäßige Bewegung
zwischen Kraft und Zurückhaltung, die großartige Gratwanderung zwischen Einfachheit und
Komplexität. Dabei nahmen religiös motivierte Werke beim Auftritt einen großen Platz ein.
So beispielsweise Vagn Holmboe "Liber Canticorum", aus dem das Ensemble drei Motetten darbot.
Der Boulanger-Schüler arbeitet hier mit alten Modi, scheut sich aber nicht, manchmal auch
romantisch, manchmal auch avantgardistisch zu klingen. Es ist das Nicht-Fest-Legen-Wollen,
was die modernen Komponisten des hohen Nordens auszeichnet. Und der "Junge Chor" ist mit
seinem ausgewogenen Verhältnis von Männer- und Frauenstimmen, ist mit seiner ungekünstelten
und sympathischen Art ein Klangkörper, der perfekt mit dieser Musik umzugehen weiß.
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Rheinische Post vom 3.11.2004
Ein "Requiem" mit Raffinesse
von Wolfgang Hoppe
Kevelaer.
Nach dem erfolgreichen Auftritt beim internationalen Chorfestival Ruhr vor
einer Woche gastierte der berühmte "Junge Chor Aachen" in der Kevelaerer Basilika.
Dirigent Fritz ter Wey sieht den Schwerpunkt seiner Arbeit im Bereich der a-cappella-Chormusik
des 20. Jahrhundert, in den letzten Jahren zunehmend aus dem skandinavischen Raum.
So war es auch am Allerheiligentag im der Marienstadt. Die Zuhörer in der gut besuchten Basilika
erlebten sakrale Klangwelten von großer Frische, Durchsichtigkeit und gestalterischer
Meisterschaft. Absolut tonrein wurden die faszinierenden Gesänge dargeboten -
Zuerst die Motetten von Olsson, für manche Hörer gewöhnungsbedürftig.
Dann der Schritt zu dem 1996 verstorbenen dänischen Meister Vagn Holmboe:
Eine Musik von konsequenter Logik und bestechender Klarheit.
Den krönenden Abschluss des unbegleiteten Teils bildeten Chöre aus der Feder des
inzwischen auch hierzulande berühmten Knut Nystedt. Seine Musik ist reich an Farben und zugleich
sehr nuanciert. Sie wird bereits weltweit mit großer Beachtung verbreitet, und der Osloer
Musikprofessor erhielt neben dem vom norwegischen König verliehenen "St.-Olavs-Orden"
zahlreiche internationale Auszeichnungen.
Auch die Sänger applaudierten
Nach den in dieser Perfektion nur selten zu erlebenden Vorträgen begab sich der Chor auf
die Orgel-Empore, um gemeinsam mit Elmar Lehnen das "Requiem" von Maurice Duruflé zu musizieren
Es entstand 1947 und besticht durch eine raffinierte Tonsprache, die "den Menschen erheben und
von der Not den Ledens ablenken" will. Das neunteilige Werk wurde abschließend ergänzt
durch den wunderbaren a-cappella-Satz "Notre Pere".
Duruflé verarbeitete die alten gregorianischen Melodien auf geniale Weise. Die Musik wirkt
nicht archaisch, sondern strebt fort von einer allzu persönlichen Sensibilität, wie es noch
beim berühmten "Requiem" Gabriel Faurés der Fall war. Zum Schluss applaudierten auch die
Sänger ihrem Dirigenten und dem Basilikaorganisten.
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Aachener Zeitung
Technisch und stimmlich in Bestform
Der Junge Chor Aachen überzeugte beim Weihnachtskonzert in St. Peter
von Jens Ehrhardt
Aachen.
Seit Fritz ter Wey den Jungen Chor Aachen vor knapp 40 Jahren als studentischen
Kammerchor gründete, bildet die Chorliteratur des 20. Jahrhunderts den Schwerpunkt. Mit
unzähligen Konzerten, Rundfunkproduktionen und Festivals hat sich das Ensemble einen Namen
ersungen. Als Meisterkursabsolvent bei Felix de Nobel und Eric Ericson und Inhaber der Professur
für den Fachbereich Chorleitung und -erziehnung an der Musikhochschule Detmold leitet ter Wey
mehrere internationale Ausbildungsprojekte.
Zum Weihnachtskonzert hatten die 26 Sänger und drei Streicher jetzt nach St. Peter eingeladen.
Beginnend mit "Es ist ein Ros' entsprungen" von Michael Praetorius bis hin zu David Cashmores
zeitgenössischer Interpretation des Stückes aus dem 16. Jahrhundert zeigte der Junge Chor einen
beeindruckenden Ausschnitt seines Repertoires. "Es muss nicht immer das Weihnachtsoratorium
sein", erklärte der auch als Dirigent bei Uraufführungen erfahrene ter Wey. "Es gibt so viele
interessante Komponisten, die es wert sind, vorgestellt zu werden.".
Ivar Widéns "Leucht' über Meer und Strand" und das "O magnum mysterium" des derzeit erfolgreichsten
amerikanischen Komponisten Morten Lauridsen bildeten zusammen mit zwei Stücken von Gerhard
Weinberger und Francis Poulenc den Rahmen für fünf volkstümliche Weihnachtsweisen zum Mitsingen.
Aus den "Piae Cantones", dem ältesten erhaltenen schwedischen Gesangbuch, hat der Komponist
Anders Öhrwall das melodische Material für einen zehnteiligen Liederzyklus mit
Instrumentalbegleitung entnommen. Im Wechsel mit Lesungen aus der Weihnachtsgeschichte nach den
Evangelisten Lukas und Johannes stand so das "Gaudete", lateinisch für "Freut euch", im
Mittelpunkt des Konzertes.
Technisch ausgereift und stimmlich in Bestform überzeugte der Chor das über 200-köpfige Auditorium
mit einer Glanzleistung in anspruchsvoller chorischer Kammermusik. Besondere Anerkennung
verdienten die Tenöre. Mit nur vier Stimmen besetzt, trugen sie auch in schwierigsten Passagen
das bemerkenswert transparente und vitale Klangbild mit.
Die Akustik des querrechteckigen Kirchenschiffes war "nicht einfach", kritisierte ter Wey.
Das Problem ist bekannt, über sechs Sekunden Nachhall sind zu hören. Ideal etwa für die
Wirkung getragener Choräle, die Präsenz der Stimmlagen aber leider verwischend. Abhilfe hatte
sich der Kirchenvorstand von den gerade angebrachten Deckenrippen erhofft.
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