Aachener Zeitung vom 08.11.2010
Benefizkonzert des «Jungen Chores Aachen» für Kinder in Afghanistan
Eschweiler.
Er hat zu einem menschlichen und künstlerischen Verlust für die Indestadt geführt:
der frühe und plötzliche Tod der Musikpädagogin Gisela Berretz im vergangenen Sommer.
Vergessen ist die Nothbergerin noch längst nicht.
Berretz machte sich neben ihrer jahrzehntelangen Lehrer-Tätigkeit unter anderem
als Musical-Regisseurin, Leiterin von Projektchören und als künstlerische Leiterin
der Konzerte der «Freunde von Wenau» einen Namen.
Ihre frühere Schülerin Sabine Becker leitet die Hilforganisation «Kinderberg International»,
die Projekte in Afghanistan auf die Beine stellt. Für diese Organisation fand nun ein
Benefizkonzert in der Pfarrkirche St. Cäcilia Nothberg statt.
Die Akteure: «Der Junge Chor Aachen» unter der Leitung von Professor Fritz ter Wey,
Odilie Meyer-Siat (Violine) und Jonas Seeberg (Cello).
Das Konzert geriet zu einem zweifachen «in memoriam»:
Neben der Erinnerung an Gisela Berretz wurde die an den inzwischen 95-jährigen Norweger
Knut Nystedt wachgehalten. Es erklangen ausschließlich Werke dieses preisgekrönten Komponisten,
der seine kreative Kraft aus der Gregorianik ebenso zieht wie aus der Moderne.
Nysteds «Credo» ist es, dass die Kombination von Urform des europäischen Kunstgesangs und
exeperimenteller Moderne reizvolle Klänge hervorruft.
Dies war nach den drei einführenden amerikanischen Motetten für gemischten Chor a cappella
dann besonders schön im «Ave Maria» nachzuvollziehen. In einer Art neoromantischer
Klangsprache begegneten sich der Chor und die «singende» Geige, wobei Odilie Meyer-Siat
gemäß der klassisch-romantischen Tradition die Möglichkeit einer virtuosen Solo-Kadenz erhielt und nutzte.
Der «Junge Chor Aachen» präsentierte sich als homogener Klangkörper. Mit seiner Fähigkeit,
den Stamm von Sängern immer wieder mit neuen Chormitgliedern aufzufrischen und zu begeistern,
erntet Gründungs-Dirigent Fritz ter Wey im inzwischen fünften Jahrzehnt bemerkenswerte Ergebnisse.
Man muss Gott nicht immer mit Pauken und Trompeten loben.
Dies gelang dem «Jungen Chor» bei der Interpretation der Missa brevis von Knut Nystedt ebenso
wie beim anschließenden Stabat Mater.
Die durch Gesang vermittelte Anteilnahme der gläubigen Seele am Leiden Christi
und seiner Mutter war in den Ohren des Rezensenten das ergreifendste Werk des
Benefizkonzertes, vor allem das innige Solo-Quartett.
Zu Herzen ging auch die Cello-Begleitung von Jonas Seeberg.
Und dies gilt umso mehr für eine spezielle Stimmungslage: die des Schmerzes und der Klage.
Ein Konzert, das wegen seiner ergreifenden, spirituellen und konzentrierten Qualität lange
in Erinnerung bleiben wird.
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